Kennst du das auch? Nach einem größeren, präzise genähten Quilt hast du plötzlich Lust auf Nähanarchie und du sitzt mit einem Haufen übrig gebliebener Reste da, die nicht einfach in der Schublade verschwinden wollen. So ist „Look closely – think – act now“ entstanden.
Weil ich so eigenartige fischförmige dunkelblaue Reste hatte, habe ich aus allen Resten eine Art Aquarium zusammengenäht. Danach wusste ich lange nicht weiter, aber ich hatte immer diese Bilder von Korallenriffen im Kopf. So kamen die Lichtstrahlen aus Gardinentüll dazu.
Die Korallen sind für mich aber immer auch Sinnbild für Naturzerstörung. Es ist ein sehr scharfer Kontrast zwischen der großen Schönheit der Riffe und der brutalen Vermüllung dieser Biotope in Küstennähe. Ich habe den Zustand der Küste am Roten Meer in Ägypten gesehen, ganz sicher gibt es auch noch wirklich schöne Geheimplätze, aber da, wo der Tourismus zugeschlagen hat, geht das Abwasser ins Meer und der Müll in die Landschaft oder auch ins Meer.
Der Rohbau blieb erstmal liegen, mir fehlte Zeit und die richtige Idee. Dann kam ein Quiltfestival in Luxemburg, und dort die Begegnung mit Pascale Goldenberg und ihrem Guldusi-Projekt. Guldusi
Die Seite ist eine Fundgrube. Und Pascale hat immer die wunderbaren Stickereien der afghanischen Frauen dabei, zu denen sie – auch in schwierigsten Zeiten – immer noch den Kontakt hält.
Jedenfalls kam ich mit einem Auge nach Hause, gestickt von einer Frau, die ich nie kennen lernen werde. Jetzt wacht dieses Auge über dem Riff und sieht die Hässlichkeit, die sich am Grund des Meeres sammelt.
Ich habe dafür zum ersten Mal Plastikmüll genäht, unter anderem eine leere Zahnpastatube. Ich hatte nicht bedacht, dass Zahnpasta Schleifmittel enthält und die Nadel das mitnimmt in den Greifer, wenn sie durch die Tube sticht. Schleifmittel in meinem sorgfältig von großartigen Mechanikern polierten Bernina-Greifer!! Wie doof kann man sein?? Es ist gut gegangen. Aber sowas mach ich nicht nochmal.