Keine Ahnung vom Nähen? Absolute Beginner an der Nähmaschine?
Alle Grundlagen, Tipps und Tricks zum
Nähen von Halbquadrat-Dreiecken.
Übrigens: Stoffe haben immer ein neues Leben verdient, deswegen entsteht dieses Beispiel hier auch aus einer alten Tischdecke und einem schönen Rest aus der Grabbelkiste. Du findest garantiert auch noch irgendwo Reste, die darauf warten, von dir wachgeküsst zu werden. Ich habe dazu auch in anderen Beiträgen schon was geschrieben, zum Beispiel bei den Anfänger-Rechtecken oder dem Erinnerung-Quilt.
Auch wenn du keine Ahnung vom Nähen hast, mit Bordwerkzeugen arbeiten musst und erstmal nur probieren willst ob dir das gefällt, bist du hier genau richtig. Hier kommen auch Absolute Beginner und unerfahrene Dummies mit Spaß zu schönen Ergebnissen – versprochen!
Vorab: Halbquadrat-Dreiecke heißen so, weil sie entstehen, wenn man ein Quadrat diagonal teilt. Im Fachjargon heißen die rechtwinklig- gleichschenklig, weil sie einen rechten Winkel haben und zwei gleich lange Schenkel. In Englisch heißen sie halfsquare triangels, abgekürzt HST. Wer das googelt, ist für den Rest des Abends ganz wunderbar beschäftigt.
Halbquadrat-Dreiecke sind enorm vielseitig, quasi das Lego der Patchwork-Fans, man kann unendlich viele Muster daraus bilden. Das ist auch der Grund für ihr Suchtpotential, wenn man einmal damit angefangen hat, fällt es schwer, wieder aufzuhören. Verena von Einfach bunt Quilts hat zum Beispiel nicht nur rausgekriegt, dass man mit 16 (also 4×4) Blöcken 73 unterschiedliche Muster nähen kann, sondern auch ganz viele Tipps und Tabellen zusammengestellt, die hilfreich sind.
Die Teile sind perfekt, um Ordnung in die Restekiste zu bringen und lassen sich auf Vorrat nähen. Ich zeige jetzt drei verschiedene Möglichkeiten diese Dreiecke zu nähen und zum Schluß gibt es noch Tipps zum Weitermachen.
- Mit Geodreieck, Bleistift und Schere:
„Ich will das nur mal ausprobieren, mit Patchwork kenne ich mich nicht aus.“ - Mit Patchworklineal, Rollschneider und Schneidematte:
„Patchwork ist sowieso schon mein Ding.“ - mit Papiervorlage genäht:
„Ich liebe genaues Nähen und nichts wird so präzise wie Nähen auf Papier.“
Mit Geodreieck, Bleistift, Schere….
Für Anfänger gilt: Im Prinzip ist erst einmal egal, wie groß du arbeitest, aber du darfst unterwegs die Maße nicht ändern. Wenn du also mehrere Dreiecke herstellst, müssen die alle gleich sein. Dann passt auch alles zusammen.
Also: Du schneidest zwei Quadrate, aus verschiedenen Stoffen und genau gleich groß. Mal dir die Quadrate mit Bleistift auf den helleren Stoff, lege beide Stoffe übereinander und stecke oder halte die so fest, dass sie beim Ausschneiden nicht verrutschen.
Dann wird durch jedes aufeinanderliegende Pärchen eine Diagonale gezeichnet. Du kannst einen Bleistift nehmen, denn genau auf dieser Linie wird hinterher geschnitten.
Irgendwas zwischen 6 und 10 cm könnte ein gutes Maß sein. Achtung: die Dreiecke sind zum Schluss kleiner als die ausgeschnittenen Quadrate (siehe Bild unten). Da liegen nebeneinander: ein fertiges Halbquadrat-Dreieck-Teil, auf das genaue Maß geschnitten, ein fertig genähtes Teil rechts, dass noch (also besser wieder) zum Quadrat werden muss und unten ein Quadrat, wie es vor dem Nähen ist. Man sieht den Größenunterschied.
Bevor du zur Schere greifst, nähst du rechts und links dieser diagonalen Linie steppfußbreit entlang. Das heißt, die Kante deines Steppfußes läuft genau an der Linie lang, einmal rechts und einmal links. Beim Nähen keine Wellen produzieren und die Stoffe nicht gegeneinander verschieben (Tipp: Deine Maschine transportiert den Stoff, lass sie führen, nicht ziehen, nur halten.). Am besten mit zwei Nadeln fixieren. Es ist jetzt erstmal egal, wie breit dein Steppfuß ist, du musst nur alle Quadrate genau gleich behandeln.
Rechts kannst du es sehen: Die beiden Nähte rechts und links der Diagonalen, ein Quadrat ist bereits durchgeschnitten und eins ist schon aufgefaltet. Die Nahtzugaben der Diagonalen werden auseinander gedrückt (mit dem Fingernagel) oder mit dem Bügeleisen (nicht ziehen oder schieben, nur drauf drücken!) oder auf die dunklere Seite gebügelt. Ich habe hier alles auseinander gebügelt weil mein Stoff relativ dick ist, aber es gibt auch sehr gute Gründe, die Nahtzugaben auf eine Seite zu bügeln.
Ich schließe nicht aus, dass es Menschen gibt, die so nähen, dass hinterher zwei perfekte Quadrate entstanden sind. Ich – und fast alle anderen auch – schaffen das aber nicht. Immer steht man hinterher mit irgendetwas zwischen Parallelogramm und Raute da, das erst in Form gebracht werden muss, bevor es weiter geht. Das ist der wichtigste Schritt im Prozess, aber auch der langwierigste. Du legst das Geodreieck so an, dass die 45°-Linie auf der Diagonalen liegt und zeichnest ein perfektes Quadrat auf das Stoffstück. Das wird dann ausgeschnitten. Die Diagonale muss immer noch die Diagonale sein! Es ist zunächst egal wie groß, entscheidend ist aber, dass alle deine Dreiecks-Quadrate genau gleich groß sind. Im Bild links siehst du: Vorher windschief und rechts perfekt in Form.
Die Diagonale ist im schrägen Fadenlauf. Das bedeutet, dass sie sich dehnt, wenn man zieht. Mit Elan und Bügeleisen kann die Kante leicht zwei Zentimeter länger werden. Das ruiniert dein Quadrat! Also achte darauf, NICHT ZU ZIEHEN! Beim Bügeln nur pressen, also raufsetzen, nicht schieben. Dann bleibt das Quadrat ein Quadrat.
Bevor es ans Spielen geht, brauchst du einen kleinen Vorrat, zum Beispiel neun oder 16 Stück. Daraus kann dein erster Block entstehen und das könnte für eine kleine Decke (größere Quadrate) oder einen Topflappen reichen (kleinere Quadrate). Dann kommt der schönste Teil der Übung: Lieblingsmuster finden. Lege die Teile so lange immer wieder neu zusammen, bis dir das Ergebnis gut gefällt. Dann packe alles auf eine Unterlage (Papier oder so) und damit geht es an die Maschine. Es gibt hier mehrere Möglichkeiten, die Teile falsch zusammen zu nähen. Deswegen alles neben die Maschine legen und jedes Teil nach dem Nähen wieder zurück legen. So arbeitest du dich dann erst durch die drei Reihen und dann nähst du die Reihen zusammen.
Mit Lineal und Rollschneider
Schnell und präzise: Zwei Stoffe aufeinander legen und mit Lineal und Rollschneider Quadrate schneiden. Dann wie weiter oben schon erklärt die Diagonale einzeichnen und rechts und links nähen. Zwischen den beiden Nähten durchschneiden, öffnen und sich über zwei ein bisschen aus der Form geratene Halbquadrat-Dreiecke freuen, die deswegen jetzt noch in die richtige Form gebracht werden müssen (wir sagen: getrimmt werden müssen.) Das geht mit dem Patchworklineal super: Die 45°-Linie genau auf die Nahtlinie legen. Zuerst die eine Seite schneiden, dann umdrehen und das gewünschte Maß an die fertige Kante legen. Ich habe hier 2 1/2 inch gewählt. So die zweite Kante in Form bringen. Auf den Bildern sieht man es. Dann hat man ein präzises Quadrat. Das ist langweilig und dauert, aber die Basis für einen gut genähten Quilt. Man kommt um diesen Schritt nicht herum. Unterm Tisch sammeln sich die Reste, aber dein Vorrat an schönen Quadraten wächst.
mit Papiervorlage genäht
Papiervorlagen kann man sich aus dem Internet ausdrucken. Allerdings muss man sie in der Regel bezahlen, z.B. in Etsy-Shops, wie etwa hier: https://www.etsy.com/listing/1303744554/half-square-triangle-patterns-foundation
Man kann sie auch in Quilt-Läden (auch online) von der Rolle kaufen, aber auch das ist nicht gerade billig. Mit ein bisschen Geduld, Bleistift und Geodreieck kannst du sie natürlich auch selber zeichnen. Einmal reicht, dann kopieren. Überlege vorher, welche Größe deine fertigen Quadrate haben sollen. Die Vorlagen sind fast immer in Inch, selber kannst du natürlich auch in cm arbeiten.
Besonderheiten beim Papier-Nähen
Die eingerechneten Nahtzugaben sind bei Inch-Vorlagen immer 1/4 Inch breit für eigene Vorlagen musst du exakt deine Nähfußbreite nehmen, meistens ca. 0,7 cm. So kannst du deine Nähfußkante als Orientierung nehmen, auch wenn keine Linie (mehr) da ist.
Nimm zum Ausdruck besser „schlechteres“, dünneres Papier (60-80 Gramm), weil du das Papier hinterher wieder komplett entfernen musst. Einfacheres Papier lässt sich dann besser rausreißen. Stell die Stichlänge etwas kürzer ein, dann hast du mehr Löcher im Papier und es lässt sich leichter entfernen.
Du wirst merken, dass dein Paket viel steifer und etwas unhandlicher ist, als beim Nähen ohne Papier, aber gerade bei kleinen, fitzeligen Teilen (1 inch oder 1/2 inch Quadrate) kriegst du so präzise Ergebnisse.
In den Bildern siehst du noch mal alle Schritte: Zwei Stoffe rechts auf rechts (also schöne Seite auf schöne Seite – face to face) aufeinanderlegen, Papier oben drauf (Ränder können vorher weg, das spart Stoff), dann ausschneiden, alles gut mit Klammern oder Nadeln fixieren und auf den Linien nähen. Hinterher auseinander schneiden und sich über die Genauigkeit freuen. Zum Schluss noch das Papier entfernen.
Und wie geht es weiter mit meinen Dreiecks-Quadraten?
Hier gibt es am Ende nur noch ein paar kurze Hinweise, wie du die Dreiecks-Quadrate zu Blöcken zusammen nähst. In den Bildern siehst du die Schritte. Ausführlich ist das in einem eigenen Beitrag beschrieben. Da ist erklärt, wie du deine Dreiecke am Ende genau auf den Punkt bringst.
Wenn du Fragen hast und/oder nicht weiter kommst, schreib mir.