El Hilo Latino
Textilkunst, Patchwork und Quilts

Indisches Blockprinting

Stoffe von Hand  mit Holzstempeln bedrucken:  Blockprinting

Irgendetwas zwischen neun und 11 Metern an (meist hellem) Stoff auf großen Tischen aufgespannt und Menschen, die diese Stoffbahnen mit Holzstempeln und Farbkissen wunderschön von Hand bedrucken – das ist indisches Blockprinting. 

Die Handdrucke zeichnen sich nicht nur durch schöne, traditionelle Muster und Designs aus, auch die Farben sind zwar leuchtend,  aber eher sanft und sehr harmonisch. 

Die handwerkliche Tradition ist gefährdet

Existenzielle Gefährdung erfährt das Handwerk aber schon seit Jahrzehnten durch die Industrialisierung und die rasante Entwicklung der (nicht nur) indischen Textilindustrie. 

Inzwischen natürlich längt gewöhnt an leistungsfähigen Digitaldruck war meine erste Begegnung mit den traditionellen Drucken geprägt von einer erschreckenden Erkenntnis.  Ich FÜHLTE  mich gerade wie in einem großen Freilichtmuseum (wir haben ja tolle Textilmuseen in Europa), aber hier herrschte absolute REALITÄT. Das bedeutet auch, dass die Menschen, die die Druckstöcke schnitzen, die Muster drucken, ihr Wissen erhalten und weitertragen, nicht als Angestellte eines Museums bezahlt werden (oder vielleicht mal einen Sommer lang so einen Job als Student:in machen), sondern dass es hier um inzwischen vergleichsweise schlecht entlohnte Arbeit  in einem sterbenden Gewerbe geht. Natürlich zieht jede und jeder einen stabilen Job in einer erfolgreichen Textilfabrik der unsicheren Arbeit im dörflichen Handwerk vor. Umso wichtiger, dass die Inderinnen diese Arbeit zunehmend als exklusive Einzelstücke wieder wertschätzen und bereit sind, dafür auch zu bezahlen. 

Kulturelle Traditionen retten

Die indische Regierung tut einiges zur Förderung des besonderen traditionellen Handwerks in den verschiedenen Bundesstaaten. Aber aufwendige Handdrucke oder die Batiken aus Bagru bleiben auf einen Nischenmarkt beschränkt. Der aufstrebende Mittelstand kauft  inzwischen eher Kleidung der internationalen Marken in den großen Shopping Malls, aber auch die eher traditionelle Alltagskleidung vieler Frauen kommt inzwischen aus der Massenproduktion. Erst der Siebdruck und dann der Digitaldruck haben die alten Techniken längst abgelöst. Verändert haben sich dadurch auch die Farben und statt der „alten“ Naturfarben werden inzwischen längst viel buntere und stabilere chemische Farbstoffe eingesetzt, die sich dann allerdings auch in allen Gewässern der Fabrikumgebung wiederfinden. 

Aber nicht nur das ökologische Bewusstsein wächst, sondern auch wieder die Wertschätzung der traditionellen Techniken. Zum Beispiel verkauft Anokhi  im ganzen Land erfolgreich Kleidung und Home Textilien in vielen Filialen. Aber  auch die Naturfarben werden zum Beispiel von Sodhani, über die ich schon hier berichtet habe, für den gegenwärtigen Textilmarkt aufbereitet. So gibt es Hoffnung, dass die schönen Stoffe weiter produziert werden und sich die Suche für mich auch weiterhin lohnt. 

Farben, Stempel, Impressionen

Mit ein paar Bildern soll hier ein kleiner Einblick gegeben werden, in die Technik, wie sie hier in Indien gebräuchlich ist. Wer vertraut ist mit ähnlichen Verfahren in Europa (Blaudruck zum Beispiel) wird vieles kennen. Der Druck erfolgt meistens mehrfarbig in zwei oder drei Durchgängen mit unterschiedlichen Farben. Also, z.B. Konturen und Füllfarbe.

Die Farben werden übrigens normalerweise im Sommer in der indischen Sonne regelrecht eingebrannt. Man kann auch das Bügeleisen nehmen, aber die Verbindung, die Stoff und Farbe in der heißen Sonne eingehen, ist nachhaltig und weitgehend wasch- und lichtecht.  

Druckstempel für Einzelmotive oder Flächen

Farben und Motivbeispiele

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