El Hilo Latino
Textilkunst, Patchwork und Quilts

Naturfarben

Färben mit Naturfarben habe ich immer eher skeptisch beäugt. Irgendwie war immer alles zwischen Taupe und Matschbraun.  Auch wenn ich Tee und Rost echt interessant fand, geht mein Herz eher bei den leuchtenden Tönen auf.

Naturfarben-Workshop: Ein ganzer Tag Hexenküche…

Ursprünglich wollte ich in Jaipur traditionelle Blockprint-Stoffe kaufen. Das hat auch geklappt, wird aber ein anderer Beitrag.  Gelandet bin ich auf jeden Fall in einem eintägigen Naturfarben-Färbeworkshop, der mich sehr fasziniert hat. Ganz am Rand der viereinhalb Millionen-Stadt Jaipur findet sich in einem Gewerbegebiet  -schon halb in der Wüste an einem Feldweg – ein junger noch kleiner Betrieb, der sich die Umsetzung der Färbetradition dieser Gegend mit modernen Mitteln auf die Fahne geschrieben hat. Die Firma produziert Naturfarben auf natürlicher, meist pflanzlicher Basis, die modernen Anforderungen entsprechen. Sodhani hat eine ausführliche Seite hier , auf der es ganz viel zu entdecken gibt. Ich schreibe aber hier mehr über den Spaß, den ich im Workshop hatte. 

Ungeahnte Möglichkeiten

Zunächst hat mich die überraschende Sammlung von Naturstoffen verblüfft, die alle zu Farben werden können: Klar – Indien ist hinsichtlich botanischer Überraschungen gegenüber Europa eine phantastische Wundertüte, aber dieses Angebot geht in meinen Augen doch weit über Zwiebelschale und Rote-Beete-Saft hinaus. Manches hast ich schon gehört aber nie ausprobiert, Färber-Waid zum Beispiel. Cochenille fand ich ein bisschen gruselig, weil es aus Läusen gewonnen wird. Ansonsten kannte ich bisher eigentlich als  Naturfarben nur Tee, Kaffee oder Rost, also endete alles irgendwie beige-braun.

 Im Labor von Sodhani wird aus den Samen, Hölzern, Rinden und Blättern die eigentliche Farbe extrahiert und zu Pulverfarbe aufbereitet. Man kann sie in Tüten kaufen, aber der Färbeprozess ist trotz dieser Aufbereitung nicht so standardisiert, wie zum Beispiel bei chemischen Batikfarben.

Hier wartet „Jaipur Pink“ darauf, zur Färbeflotte zu werden. 

Bei manchen Farben ist die Herstellung der Färbelösung relativ einfach, weil sie wasserlöslich sind und sich in der heißen Lösung leicht an das Gewebe anlagern. Aber das Hantieren mit den großen Töpfen voll heißer Brühe hat schon ein bisschen was von Hexenküche. Die Stoffe müssen außerdem meist vorgewaschen werden und/oder mit unterschiedlichen Chemikalien vorbehandelt werden, um die Fixierung der Farbe zu optimieren. 

Der Stoff – hier übrigens Leinen, das die Naturfarben viel besser aufnimmt als Baumwolle – färbt sich nach und nach immer intensiver ein. Es ist wirklich eine Lust, im Topf zu rühren und darüber nachzudenken, wann das gewünschte Pink die richtige Intensität hat. Nass sind die Farben natürlich schlechter zu beurteilen als trocken. 

Der spannendste Höhepunkt des Tages war natürlich das versprochene Indigo-Abenteuer. Das wird aber ein eigener Beitrag. 

Jaipur Pink Färbung Detail

Eine kleine Erinnerung an Shibori-Techniken gab es „nebenbei“ auch noch. Ich kann mich erinnern, dass es mehr als 40 Jahre her ist, dass ich mich zum letzten Mal mit diesen Techniken beschäftigt hatte.  Gerade sind diese Designs ja wieder total in und ich motiviert, weiter zu probieren. Mein Fazit: Ja! Färben macht sehr viel Spaß, geht aber nicht spontan mal zwischendurch. Man braucht Zeit und am besten Terrasse, Garten, Hof oder so, denn es wird unvermeidbar Schweinerei geben. Das hält mich im Alltag von solchen Abenteuern ab. Schade eigentlich….. 

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