El Hilo Latino Patchworkschule: Erster Nähversuch
Du hast noch nie genäht? Dieses Geschenk gelingt dir garantiert gut!
Das ist ein echtes Anfängerprojekt: eine Kissenhülle aus Rechtecken ist einfach zu nähen und bieten endlose Möglichkeiten, deine Phantasie spielen zu lassen. Von einfachen Lösungen bis zu echter Kleinkunst ist alles drin. Es hängt von dir ab. Toll ist, dass die Ergebnisse überzeugend sind, auch wenn du noch nie genäht hast. Ich zeige dir hier Beispiele für die Vorderseite und drei einfache Varianten für die Rückseite (Hotelverschluss, Knopfleiste und Reißverschluss) . Wenn du wirklich bei Null anfängst, schau auch noch mal in meinen Beitrag Einschulung in die Patchworkschule – da findest du Hilfe für wirklich blutige Anfänger.innen.
Hinten einfach genäht und vorne tobt sich deine Kreativität aus. Aus Rechtecken genäht ist es das ideale Anfängerprojekte, weil es an einem Abend geschafft ist und keine Probleme bei der abschließenden Verarbeitung macht. Du wirst nicht auf einem halbfertigen Teil sitzen bleiben und schaffst das an einem Schlechtwetter-Samstag. Du wirst stolz auf dein neues Sofakissen blicken und dadurch gleich den Mut zum nächsten Projekt bekommen.
Ausgefallene Materialien schaffen den coolen Look.
Aber wenn du nicht gerade auf 70er-Jahre-Shabby-Chic stehst, wirst du das uncool finden, wenn du einfach nur die gesammelten Kittelschürzen-Blümchen-Baumwollstoffe zusammennähst. Deswegen mache ich dir hier andere Vorschläge, wie du mit noch wenig Erfahrung trotzdem sicher zu tollen neuen Sofakissen kommst. Der Trick ist, dass du ausgefallene, interessante Materialien benutzt, die dein Anfängerprojekt gleich zu einem tollen Hingucker auf der Couch machen. Der kreative Teil kommt später, hier folgen zuerst noch ein paar technische Hinweise.
Deine ganze Kreativität vorne – und hinten ein einfacher Verschluss
Nähtechnisch ist ein Kissen sehr fehlertolerant. Kleine Ungenauigkeiten fallen wenig auf. Wenn dein Kissen ein Trapez wird, war das ja vielleicht gewollt und wenn aus 40×40 cm 38,4×41 cm werden – so what? Das Kissen besteht aus Rechtecken, die in Reihen zusammengenäht werden. Nirgendwo müssen Nähte genau aufeinander passen, der Hotelverschluss ist sehr einfach zu nähen. Das schaffst du auf jeden Fall, und deiner Kreativität sind bei den Materialien keine Grenzen gesetzt. Mit so einem Kissen auf der Couch hält dich jeder für die Patchwork-Queen, oder den King an der Nähmaschine, obwohl du eigentlich nur Rechtecke und Quadrate zusammengesetzt hast.
Hotelverschluss: Ganz einfach genäht und funktioniert prima!
Den Hotelverschluss kennst Du bestimmt von Kopfkissenbezügen. Hinten liegen einfach die Stofflagen ein Stück weit übereinander, damit es von hinten ordentlich aussieht.
Fangen wir also hinten an, da sind alle Kissen gleich. Zuerst brauchst du die Maße vom Kissen vorne. Also zum Beispiel 40 x 60 cm, oder 50 x 50 cm, oder 40 x 40 cm. (das sind Maße, für die du leicht ein Innenkissen bekommst.) Da kommen die Nahtzugaben dazu, an jeder Seite einen cm, also ca. 42 x 62 cm, oder 52 x 52 cm. Tipp: Lieber ein bisschen größer zuschneiden, abschneiden kannst du hinterher immer was, dranfummeln wird schwierig. Deswegen gibt es auf dem Merkzettel auch 2 cm Zugabe.
Hinten brauchst du genau exakt die gleiche Größe wie vorne, aber das Hinterteil besteht aus zwei Teilen, die etwa 15 cm übereinander liegen. Die Breite ist genau wie vorne, also zum Beispiel 62 cm. Für die Höhe brauchst du die Hälfte vom Vorderteil plus etwa 15 cm, die die Teile übereinander liegen, plus vier cm Zugabe für den Saum. Also bei 42 cm Höhe zwei mal etwa 17 + 15 + 4 cm = 36 cm. (Bei 52 x 52 cm sind das zwei Teile, die 26 + 15 + 4 cm = 45 cm x 52 cm groß sind.) Zuerst bügelst du jeweils an einer langen Kante den Stoff zwei mal zwei Zentimeter breit um und nähst den Saum fest. Dann schiebst du die beiden Stoffstücke so weit übereinander, dass alles genauso groß ist, wie das Vorderteil. Rundherum gut feststecken, oder mit Stoffklammern festhalten und einmal um das ganze Paket herum nähen. Abstand vom Rand (=Nahtzugabe) 1 cm. An den Ecken: Nadel nach unten in den Stoff, dann Füßchen hoch, alles um den Drehpunkt Nadel um 90° drehen und in die nächste Richtung weiter nähen. Dann umdrehen und: FERTIG!
Mögliche Fehlerquellen:
Dein genähtes Viereck ist wellig. Auch wenn dein Kissen natürlich dreidimensional ist, sollte dein genähtes Vorderteil erst einmal flach liegen. Lege es flach vor dich hin und schau dir genau an, wo die Wellen anfangen oder herkommen. Streiche alles mit den Fingern glatt und schaue dabei, wo sich der Stoff hinschiebt. Das sind die Stellen, wo du die Naht noch mal aufmachen solltest und die Weite, die zuviel ist, nach innen schieben solltest. Meistens geht es um Millimeter, die Änderungen sind also ziemlich klein, um das Ganze einigermaßen glatt zu kriegen. Weil bei diesem Anfängerprojekt die Nähte ja mit Absicht nicht aufeinander treffen, kannst du in dieser Phase auch prima mogeln und alles so hinschieben, dass es schließlich passt.
Die beiden Säume an den Teilen hinten (da wo die Stoffe übereinander liegen) zeigen nach innen. Wir nähen das Kissen aber auf der linken Seite vom Stoff zusammen, also musst du den Umschlag des Saums außen sehen, nach dem Wenden liegt der dann innen. (Nicht lachen, alles schon passiert…..)
Die Ecken sehen nach dem Wenden nicht schön aus: Schneide rundum die Nahtzugabe auf etwa einen cm zurück. Auch wenn du GEDACHT hast, dass du GENAU mit einem Zentimeter Abstand genäht hast, stimmt das erst nach etwas Übung wirklich. Es kann auch passieren, dass deine Stoffkanten nicht genau übereinander liegen, sondern etwas verschoben sind. Solange hinterher deine Kissenhülle ordentlich flach liegt, macht das nichts. An den Ecken schneidest du die Kanten schräg bis etwa 3mm an den Eckpunkt heran ab. Dann gibt es beim Wenden keinen dicken Stoffwulst in der Ecke. Achte auch darauf, dass du nicht aus Versehen eine Kurve statt einer Ecke nähst. Am besten die Nahtlinie mit Kreide oder einem löschbaren Stift am Lineal anzeichnen – wenigstens beim ersten Mal. Nach dem Wenden die Ecken vorsichtig herausarbeiten.
Fehlt noch ein Innenkissen zum Füllen und schon hat deine Couch neuen Glanz, (oder die der Freundin, der Schwiegermutter, der Lieblingskollegin…..)
Hotelverschluss noch schöner und ein bisschen komplizierter:
Etwas schöner und schwieriger wird es, wenn du den Verschluss an beiden Seiten ein kleines Stück zunähst. Dafür machst du die Säume wie oben beschrieben und schiebst dann die beiden Teile der Rückseite wieder so aufeinander, dass das Kissen hinten genauso groß ist wie vorne. Jetzt die beiden Teile gut mit Klammern oder Nadeln fixieren und auf der Vorderseite (rechten Seite) des Stoffes beidseitig vom Rand ca. 8 cm nach innen nähen, dort wenden (Ecke: Mit Nadel unten im Stoff) und auf der anderen Seite zurück. Dadurch ist der Verschluss nicht so weit offen und das Kissen sieht auf der Rückseite noch ordentlicher aus.
Tipp für einen noch einfacheren Verschluss: Ein echter Knopfverschluss
Wenn du alte Oberhemden oder Blusen hast, die in Stil und Farbe passen: Mach einfach aus der Vorderseite mit der Knopfleiste die Rückseite deines Kissens, indem du daraus ein Rechteck oder Quadrat in passender Größe ausschneidest. Ein altes Sakko oder eine Jacke können auch gut sein. Dann hat dein Kissen wie von selber einen perfekten Knopfverschluss hinten.
Zum Schluss noch ein verdeckter Reißverschluss auf der Rückseite
Die dritte Variante ist etwas schwieriger und du brauchst dafür einen Reißverschluss, so lang wie das Kissen breit ist und einen Reißverschlussfuß an deiner Nähmaschine. Längere Reißverschlüsse kann man abschneiden. Endlos-Reißverschlüsse sind auch gut geeignet. Versuche einen Kunststoff-Zipper zu finden, der möglichst flach und unauffällig ist. Schneide deine Rückseitenstoffe so zu, dass du zwei Nahtzugaben zum Annähen an den Reißverschluss und zwei mal die Breite der Falte dazu gibst. Die Falte entsteht am kürzeren Teil, du musst also dort die Mehrlänge (etwa 2x3cm) zugeben. Sei großzügig beim Zuschneiden, hinterher abschneiden kannst du immer, aber wenn was fehlt ist das schwierig.
Für den Reißverschluss habe ich dir ein kleines Video gemacht, damit kommst du leicht und sicher zu einer professionellen Kissenrückseite.
Jetzt aber endlich der kreative Teil:
Ausgefallene Materialien machen aus deinem Anfängerprojekt ein ultimatives Design-Unikat. Wandere mit offenen Augen durch die Wohnung, deine Schubladen und Kisten. Geeignet ist prinzipiell alles, wo die Nadel durch kommt und was unter die Maschine passt. Es sollte ziemlich reißfest und möglicherweise auch waschbar sein, also kein Papier. Denke aber an Plastikfolien, (Kunst-)Fell (Streichelfaktor!), Jeans (auch Taschen usw.), Möbelstoffe, Verpackungsmaterial, tolle Musterstoffe lachen einen manchmal auch im Second Hand Laden an (Blusen, Oberhemden, Jeans…), Krawatten können interessant sein, machen aber ein bisschen mehr Mühe beim Vorbereiten. Für Anfänger:innen ziemlich ungeeignet ist alles was sich dehnt oder elastisch ist. Sammle alles und denke über spannende Kontraste und harmonische Verbindungen nach. Was würde dir gefallen, was passt zusammen, welche Farben passen zum Sofa? Auch sehr kleine Reste kannst du verwenden. Mach dir einen Tee und spiele ein bisschen mit deiner Jagdbeute.
Die allereinfachste Vorderseite
Schneide aus deinen Resten Rechtecke, die du zu Reihen zusammen setzt. Die Reihen können unterschiedlich breit sein. Die Höhe der Rechtecke sollte so unterschiedlich sein, dass hinterher nirgendwo Ecken genau aufeinander treffen. Dadurch wird das Nähen viel leichter. Mische möglichst auch dicke Stoffe (Kunstfell, Steppfutter….) mit dünneren (Jeans, Canvas…), damit du sie einfacher zusammennähen kannst. Wenn deine Reihen fertig sind, schneide die Ränder grade. Achte darauf, dass die Reihe oben genauso breit ist wie unten (Rechteck, kein Trapez!) Zum Schluß nähst du die Reihen zu einer großen Fläche zusammen. Die sollte dann möglichst flach liegen und keine Beulen haben. Betrachte dann stolz dein gelungenes Werk!
Wenn du immer noch da bist, kannst du wirklich stolz auf dich sein. Vielleicht entsteht ja sogar eine kleine Serie auf deinem Sofa.