„Einschulung in der Patchworkschule“ ist natürlich ein bisschen übertrieben, aber hier kommen ein paar Grundgedanken, die hilfreich sein können.
Was braucht man eigentlich wirklich?
Kleine Warnung vorab: Wir sprechen hier von einem Hobby, das definitiv ins Geld gehen kann. Ich kann da Lieder von singen…. Aber Patchwork geht auch ganz anders:
Im Prinzip reichen erst einmal die Werkzeuge, die du sowieso im Haushalt hast und ein paar Stoffreste, um deine ersten Versuche zu starten. Genauso, wie ja alle Generationen vor uns auch Lesen und Schreiben nur mit Papier und Bleistift gelernt haben. Also: Eine Stoffschere (die nimmst du NUR für Stoff und NIE für was anderes, denn sie muss absolut scharf sein und Papier macht sie stumpf! ) Papierschere, Geodreieck, langes Lineal, Karopapier, harter Bleistift, Bügeleisen, Bügelbrett, Stoffe (da gibt es Einschränkungen, das kommt später.) Nadeln und Nähgarn. Außerdem brauchst du unbedingt einen Nahttrenner, mit dem du unermüdlich alles wieder auftrennst, was du vorher zusammengenäht hast. Du wirst schon merken, warum das nötig ist, aber glaube mir, das ist wirklich ein wichtiges Werkzeug, was ständig gebraucht wird.
Von Hand nähen oder mit der Maschine?
Ja klar, man kann Quilts auch mit der Hand nähen, viele Quilterinnen nähen NUR mit der Hand. Schaut euch mal Hexies an: hier zum Beispiel oder hier . Da findet ihr noch viel mehr und ich bin jedes mal absolut ehrfürchtig und sprachlos, wenn ich so eine Decke sehe. Da steckt die geduldige und beharrliche Arbeit von Jahren drin und es entstehen wirklich wunderschöne Dinge dabei! Nur für mich ist das leider nichts. Ich bin auch im Meditieren eine Niete. Bei mir muss es schneller gehen. Also los:
Wie komme ich an eine Nähmaschine?
Der erste Versuch: Man fragt in der Verwandtschaft. Es ist wirklich bemerkenswert, in wieviel Kellern, Schlafzimmern und Speichern ungeliebte Nähmaschinen ihr trauriges Dasein fristen. Meistens sind die Besitzer:innen froh, wenn du sie aus dem Dornröschenschlaf wecken möchtest. Das gilt natürlich auf für Freunde, Bekannte usw.
Der zweite Versuch: Eine Gebrauchte kaufen. Die einschlägigen Kleinanzeigen-Seiten haben immer Nähmaschinen im Angebot. Manchmal steigen Leute um auf größere Maschinen oder es ist ein Nachlass oder jemand gibt sein Hobby auf. Manchmal gibt es dann sogar noch Nähzubehör dazu, übrig gebliebene Stoffe und gute Tipps. Am besten kauft man eine Maschine von jemandem, der damit selber gearbeitet hat. Diejenige oder derjenige kann dir dann auch erklären, warum die jetzt verkauft wird.
Der dritte Weg führt ins nächstgelegene Fachgeschäft. Da kommt man ziemlich sicher mit einer brauchbaren Anfänger-Maschine raus und hat den Vorteil, dass man in aller Regel guten Support hat, eingewiesen wird, Garantie hat… Dort bist du auch richtig für Maschinennadeln, Spulen, Garne usw.
Schließlich gibt es Maschinen natürlich auch online. Es gibt Händler, die Maschinen nur auf diesem Wege vertreiben, das ist auf jeden Fall eine Alternative, mit der ich gute Erfahrungen gemacht habe. Das funktioniert nicht schlechter als das Fachgeschäft. Aber es ist ein Unterschied, ob man online bei einem Fachhändler kauft, oder bei irgendeinem Portal, oder Online-Vermarkter, der mit allem handelt und irgendwie auch Nähmaschinen verkauft. Natürlich kann man nicht für alle die Hand ins Feuer legen, aber ein seriöser Fachhändler wird dir auch online Beratung und Information anbieten und dir eine vernünftige Maschine verkaufen.
Die beste Maschine ist letztlich die, mit der du einfach mal anfangen kannst. Der Rest kommt mit Zeit und Erfahrung.
Auf jeden Fall solltest du für die Nähmaschine haben:
- Flachkolben-Nähmaschinennadeln (universal) in Stärke 70 bis 90.
- Spulen für den Unterfaden. Die sind leider nicht bei allen Maschinen gleich, werden auch ganz unterschiedlich eingesetzt.
- Feinöl für Nähmaschinen
- Licht! Das klingt erstmal komisch, aber ganz oft näht man abends und ohne sehr gutes Licht ist es wirklich eine Qual!
- Handbücher zu den Maschinen und Anleitungen findet man für alte Maschinen auch im Internet. Das Handbuch zur Maschine ist für Anfänger:innen auf jeden Fall sinnvoll.
Welche Stoffe kann ich nehmen?
Dein Stoff sollte NICHT elastisch sein (kein Strick, keine alten T-Shirts). Ansonsten ist alles möglich. Im Anfang sind dünnere, stabile Stoffe einfacher ( alte Jeans, dicke Wollstoffe, Kunstfell und Leder erst mal vorsichtig einsetzen ). Wirklich am besten für deine ersten Versuche sind einfache Baumwollstoffe (alte Hemden, Blusen, Reste aus dem Kaufhaus, Schnäppchen vom Stoffmarkt, Fahnentuch, Bettwäsche…) Unterschiedliche Farben die du magst und möglichst alles schon mal gewaschen.
Waschen und Schneiden…..
Ja, ich weiß, Waschen bremst natürlich deinen kreativen Flow gewaltig aus, du willst ja JETZT anfangen. Bügeln mit viel Dampf funktioniert dann eingeschränkt auch. Bei sehr guten Patchworkstoffen und einheitlichem Material für ein ganzes Projekt ist es ok, wenn man nicht wäscht. Alte Stoffe laufen nicht mehr ein und alle möglichen Chemikalien sind auch längst rausgewaschen. Das ist ein großer Vorteil.
Wenn wir bunt Stoffe unbekannter Herkunft mischen, muss uns klar sein: Dieses krasse Rot macht vielleicht in der ersten Wäsche meinen Lieblingsquilt gleichmäßig rosa! Und wenn da steht: „läuft ca. 3% ein“, dann heißt das, dass dein Quilt nach der Wäsche nicht mehr 2 Meter lang ist, sondern nur noch 194 cm. Wenn alle Teile im Quilt sich gleich verhalten, ist das in Ordnung, aber schon blöd, wenn nicht. Also: Alles was neu ist und kein guter Patchworkstoff ist, ab in die Maschine, aber nur langsam schleudern, sonst bügelt ihr ewig die Knitterfalten wieder raus (vor allem bei Leinen!)
Es kann sehr viel Spaß machen, alte Stoffe auch selber einzufärben und noch viel mehr Spaß, ungewöhnliche Materialien beherzt miteinander zu kombinieren. Bleib weiter furchtlos beim Materialeinsatz und lass dich von meinen Hinweisen nicht von abenteuerlichen Nähversuchen abhalten. Dein größtes Risiko ist ein Abend voller unerwarteter Erfahrungen an der Maschine und der Weg zur Mülltonne – so what?
Das eigentliche Problem mit Stoff…..
Die meisten Patchworker:innen haben (manchmal ein bisschen heimlich) sehr große Vorräte an Stoffen aller Art. Das passiert einfach! Niemand kann wirklich etwas dazu. Es handelt sich um eine schwere Virusinfektion und wenn es dich einmal erwischt hat, wirst du dieses „Stoff-aufhebe-und-horte-Virus“ praktisch nicht mehr los. Ich selber habe mir fest vorgenommen, dass ich möglichst viel aus und mit gebrauchten Stoffen mache, weil ich finde, Textilien sollten unbedingt nachhaltig genutzt werden. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich natürlich auch heimliche Vorräte wunderschöner Schätze, an denen ich nicht vorbei gehen konnte. Trotzdem weiß mein ganzes soziales Umfeld, dass ich so eine Art Gnadenhof für Textilien habe, auf dem alles weiter existieren darf, was woanders dem Aufräumen zum Opfer fällt.
Manchmal ergibt sich dann aus einem Kleidersack mit alten Sachen was Neues, wo auch noch viele schöne Erinnerungen drin stecken. Diesen Quilt hier hat zum Beispiel meine Tante zum 80sten bekommen, nachdem sie mir im Sommer vorher zwei gefüllte Aldi-Tüten ins Auto gelegt hatte. Hat sehr viel Spaß gemacht, so lange rum zu tüfteln, bis der Stoff gereicht hat.
Das Wichtigste ist, einfach möglichst schnell los zu legen, auszuprobieren und erste Erfolge zu haben. Die Stoffe finden dich sowieso von selber.