Indische Blockprints sind gerade mein Endgegner an der Stoffsucht-Front. Überhaupt ist es für eine Stoffsüchtige wie mich eine extreme Herausforderung, ausgerechnet nach Indien zu gehen. Man kann auch einen Alkoholiker in der Schnapsfabrik übernachten lassen, das käme aufs Gleiche raus. Zum Glück bin ich zum Arbeiten hier und meistens so kaputt abends, dass ich nicht mehr auf dumme Ideen komme. Aber ich wohne hier in New Delhi nur zwei U-Bahn-Stationen vom Nehru Place weg: Eine schreckliche 70er-Jahre Zweckbauten-Ansammlung, aber die beherbergt große Schätze. Rund um den Platz sind unzählige größere und kleinere Stoffläden versammelt, man weiß als Neuling garnicht, wo man anfangen soll. An erster Stelle HP Singh, da liegen die Stoffe über vier Etagen bis zur Decke. Beim ersten Mal bin ich einfach nur zwei Stunden lang durch den Laden gelaufen, aber inzwischen habe ich schon einiges nach Hause getragen.
Besonders die Blautöne entstehen oft tatsächlich noch durch ursprüngliche Indigo-Färbungen, was traumhaft sanfte Farben entstehen lässt. Aber auch die Braun- und Grüntöne sind wunderschön.
Insgesamt sind die Stoffe ein bisschen weicher und dünner als die üblichen Patchworkstoffe, aber sie lassen sich sehr gut vernähen. Bei mir gehen die alle einmal durch die Waschmaschine, bevor sie die Nähmaschine sehen.
Nur mit dem Nähen komme ich nicht hinterher. Eigentlich wollte ich „nur schnell“ eine Decke für die überaus hässliche mitgemietete Couch nähen. Und jetzt ist da ein UFO.