Alle lieben die typisch indischen Muster, aber indische Hand-Blockprints sind nicht geschützt, also beim besten Willen nicht immer die originale Handarbeit aus Jaipur, die wir uns erhoffen. Der indische Staat versucht neuerdings, die Werkstätten in Bagru und Sanganer mit einem Herkunftssiegel zu unterstützen, aber Indien ist nicht Europa und eine Werkstatt kann nicht vor Gericht gehen, nur weil jemand einen Stoff „Sanganeri Blockprint“ nennt. Wenn man da die Spreu vom Weizen trennen will, muss man eigentlich immer selber hingehen und genau hinsehen.
Angesichts der Stoffberge bei den Händlern und den unterschiedlichen Qualitäten kann da der Gesichtsausdruck schon mal ratlos werden. Zwischenhändler können durchaus gute Ware haben, sie kennen auch die kleineren Produzenten. Wenn es um wirklich einzigartige Handdrucke (und das auch noch in Naturfarben) geht, führt der Weg aber fast zwangsläufig zu den Produzenten selber.
Handdrucke kommen übrigens nie von der Rolle, sondern werden in Stücken von etwa 10 Metern produziert. Eben genau so lang, wie auch die Drucktische lang sind.
Hier sind wertvolle original Handdrucke neben Maschinendrucken und schönen Hand-Siebdrucken zu sehen. Außerdem meine allerersten eigenen Versuche und Aneli und Abdul, die ihr Handwerk perfekt beherrschen und gerne auch mal auf knalliges Pink drucken. Handdrucke lassen sich nicht ohne Weiteres an den „Naturfarben“ erkennen, obwohl es auch phantastische Hand-Blockprints nur in Naturfarben gibt. Indigo-Drucke sind ebenfalls Naturfarben-Drucke, in mehreren Durchgängen erzeugt man den Eindruck von Mehrfarbigkeit. Aber auch Indigo läuft Gefahr, alles genannt zu werden, was (chemisch) blau gefärbt ist. Indigo Infos gibt es übrigens in diesem Blog-Artikel.
Der rote Stoff mit den hellen Ornamenten ist ein Siebdruck, der richtig schön geworden ist, aber eben kein Hand-Blockprint. Und dann ist da noch das Bild von den vier Stoffe übereinander zwischen Blau und Natur gelegt: Alles Maschinendruck im traditionellen Blockprint-Stil.
Ich denke, die Zusammenstellung zeigt das Problem ganz gut: Genauso, wie die Räuchermännchen und Weihnachtsmühlen in China entstehen können, kann eben auch ein indischer Blockprint von der Maschinen-Druckwalze kommen. Und während die Lübecker ihr Marzipan so geschützt haben, dass es eben nur in Lübeck produziert werden darf, ist „Sanganeri-Print“ in Indien keine Garantie für die Herkunft aus Sanganer und schon gar nicht die Garantie für einen Hand-Blockprint.
Aber es ist auf der anderen Seite eine großartige Sache, zu den Werkstätten weit hinter Jaipur raus zu fahren und vor Ort die Stoffe genau bei den Menschen zu kaufen, die sie wirklich produzieren. Darüber kannst du zum Beispiel hier weiterlesen.