El Hilo Latino
Textilkunst, Patchwork und Quilts

Mud resist hand block print

Mud resist hand block print – das klingt geheimnisvoller als es ist. „Mud“ ist eine Mischung aus Tonerde und Gummi Arabicum (und ein paar „Geheimzutaten“), die so angemischt wird, dass sie wie eine Farbe mit den Holzstempeln im Handdruck-Verfahren aufgetragen werden kann. Beim europäischen Blaudruck nennt man diese Masse „Papp“ (also jedenfalls im Hessischen, aber es gibt viele verschiedene lokale Namen, schreib mir, wenn du einen weißt). Der Stoff kann dabei weiß sein, oder auch schon eine (hellere) Grundfarbe haben. Unten in der Mitte sieht man den fertig zum Färben vorbereiteten Stoff, das spätere Muster lässt sich erahnen, es wirkt wie vorgezeichnet. 

Nach dem Stempeln wird die ganze Stoffbahn noch mal mit Erdstaub bestreut, in der Sonne getrocknet und dann wird gefärbt. Sehr oft mit Indigo, (alles über Indigo findest du hier) dann entstehen Stoffe mit einem oder mehreren Blautönen, oder auch mit anderen Farben, die oft natürlichen Ursprungs sind und schöne rotbraune, grüne oder graubraune Töne bilden (Naturfarben sind hier erklärt). Für europäische Augen immer wieder ein Wunder, wie aus einem Stück Stoff, das wortwörtlich auf dem Hof im Dreck liegt, ein filigran gemustertes Einzelstück hervorgeht – in herrlichen warmen Farben und in aufwendiger traditioneller Handarbeit entstanden. 

Färben ist wahrhaftig eine Hexenküche. Und bei Sommertemperaturen zwischen 38 und 46 Grad wirklich Arbeiten im Glutofen. Die Frauen schützen sich mit Tüchern vor der Hitze, aber auch an den Drucktischen ist es – selbst bei laufenden Deckenventilatoren – richtig heiß. (Mehr Infos über die Blockprint-Technik gibt es auch hier.) Der Farbfixierung tut die Hitze gut, für die Menschen ist sie allerdings äußerst anstrengend. 

Für mich ist es immer ein kleines Abenteuer, aus den klimatisierten Räumen in Jaipur mit dem klapprigen Taxi über die in Rajasthan eher unausgebauten Straßen ins 30 km entfernte Bagru aufzubrechen um die Blockprint Werkstätten zu besuchen. „Nimm den Uber für den ganzen Tag“, lacht die Frau an der Hotelrezeption, „von da draußen kommst du sonst nie wieder zurück.“ Stimmt – und ich brauche ja auch jemanden, der mit einem großen Kofferraum parat steht um die Schätze einzuladen.

Die Derawala Familie betreibt das Handwerk schon seit mehreren Generationen und hat Auszeichnungen der indischen Regierung für den Erhalt der kulturellen Tradition und die Qualität ihrer Arbeit bekommen. Das sieht man dann auch in den Stoffen. Aber mit einer schicken Vertriebsabteilung und einer gut gepflegten Homepage ist  Fehlanzeige. Ist hier auch nicht nötig, denn die Kenner:innen nehmen den Weg gerne in Kauf und dürfen dann in den kühleren Keller abtauchen, um dort aus den Schätzen auszuwählen. Hinterher geht es dann die Schlaglöcher umkurvend wieder zurück.

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